Casale del Giglio
Viognier, Syrah, Petit Manseng, Petit Verdot, Tempranillo … man könnte denken, sich im Süden Frankreichs, in Spanien oder gar in Australien aufzuhalten. Tatsächlich bezieht sich die Auflistung der Rebsorten auf das Weingut Casale del Giglio in der Provinz Latium, 50 km südlich von Rom. Es wurde 1967 von Dr. Berardino Santarelli gegründet, der schon früh das Potenzial des „Agro Pontico“, eines ehemaligen Sumpfgebietes, erkannte. Er startete mit seinem Sohn Antonio im Jahre 1985 ein ganz besonderes Projekt: Ein Team aus verschiedenen Wissenschaftlern sollte herausfinden, wie das volle Potenzial aus den natürlichen Gegebenheiten, wie Klima und Boden, zu holen sei und welche Rebsorten jeweils am besten dazu geeignet wären.
Anders als viele ihrer Winzer-Kollegen wollten die Santarellis nicht nur stur an den traditionellen Rebsorten festhalten, sondern sie waren getrieben von der Idee, die tatsächlich beste Rebsorte für einen bestimmten Flecken Erde zu finden. So stehen heute auf vielen der insgesamt 180 Hektar Rebfläche von Casale del Goglio „moderne“ Varietäten wie Chardonnay, Sauvignon Blanc, Viognier, Petit Verdot oder Cabernet Sauvignon. Sie sind mittlerweile, als Ergebnis des ambitionierten Rebsortenprojekts, sogar als „empfohlene neue Rebsorten“ für die Provinz Latina zugelassen.
Auch bei der Vinifizierung folgt Casale del Giglio keinem Dogma, sondern sucht die besten Wege für die besten Weine. Manche Weißweine bekommen vor der Gärung Zeit für eine kalte Mazeration, manche werden spontan vergoren. Die Fermentierung selbst verläuft mal recht langsam und mal etwas schneller, sie findet in Edelstahltanks oder in 500 Liter Fässern aus Akazienholz statt. Manche Weine reifen noch auf der Feinhefe, andere genießen eine Veredelung im Eichenfass. Auch bei der Rotweinbereitung zieht Casale del Giglio alle Register, der Ausbau im Barrique (bis zu 24 Monate) ist beinahe obligatorisch, ebenso wie eine Ruhephase auf der Flasche vor dem Verkauf.